Als 2007 bei mir eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde, vertiefte ich meine Qi Gong Praxis. Ich nahm Xin Qi Gong, eine Form, die besonders bei Krebspatienten empfohlen wird, mit auf den Jakobsweg. Den Weg hatte ich vor 1 Jahr begonnen, immer in Etappen von München aus. Mittlerweile war ich in Genf angekommen. So schwang ich meine Arme im Rhythmus meiner Pilgerschritte, um frisches Qi aufzunehmen und verbrauchtes Qi abzugeben, übte Windatmung und Reversatmung, wann immer der Weg es erlaubte, den Rucksack immer auf dem Rücken. So erreichte ich in 2 Etappen Moissac in Süd-Frankreich.
Im Februar 2012 wurde doch eine Chemotherapie nötig und Qi Gong begleitete mich auch auf diesem Weg. Ich weiß nicht, wie es mir ohne die Gelassenheit und das tiefe Vertrauen, das mir Qi Gong und Zen geschenkt haben, ergangen wäre. So habe ich mein Üben intensiviert, bin in andere Tiefen des Verständnisses vorgestoßen, und habe mich schließlich entschieden, die Prüfung als Qi Gong Kursleiterin abzulegen. Nun habe ich wieder das Gefühl, am Anfang eines Weges zu stehen. Ich möchte einerseits meine eigenen guten Erfahrungen weitergeben und andererseits in einem lebenslangen Prozess weiterlernen.
Meine persönliche Erfahrung ist natürlich nur eine von vielen und besitzt keine Allgemeingültigkeit. Qi Gong wird jedoch vielfach bei Krebs eingesetzt und kann auch von geschwächten Patienten ausgeübt werden. Im Beijing Cancer Hospital und in anderen Krankenhäusern Chinas wird QiGong geübt und man versucht, wissenschaftlich die Wirkungen des QiGong zu ergründen und zu belegen. Besonders das Gehende Qi Gong nach Frau Guolin wird praktiziert und erprobt, aber auch andere Formen wie Die sechs Heillaute.
Neben den positiven Wirkungen auf den Körper, wie erhöhte Sauerstoffzufuhr und Verbesserung des Kapillarkreislaufs, ist die Wirkung auf die Psyche besonders hervorzuheben. Wie andere Patienten hatte auch ich das Gefühl bzw. das Erleben: ich bin aktiv, ich kann etwas für mich tun, ich bin weder der Krankheit noch den starken Behandlungsmethoden hilflos ausgeliefert. Ängste haben nachgelassen, ich bin optimistisch gestimmt, die Nebenwirkungen der Medikamente können gemindert werden.